ZPU 2025: V.l.n.r.: Robert Lagler, Günther Widy, Karmen Frena, Michael Pichler, Susanne Rosenkranz, Udo Landbauer, Rainer Irschik, Andreas Onea

Inklusion stärkt den Arbeitsmarkt in Niederösterreich

2. Dezember 2025

Am 1. Dezember 2025 fand in der Straßenmeisterei Krems der alljährliche Zero Project Unternehmensdialog in Niederösterreich statt. Das Format führt Unternehmen, politische Entscheidungsträger, Experten und Menschen mit Behinderung in einen direkten Austausch. Ziel des Formats ist es, Vorbehalte abzubauen und zu zeigen, wie inklusive Beschäftigung in verschiedenen Branchen in der Praxis erfolgreich gelingt.

Politik und Wirtschaft im Dialog

Der Unternehmensdialog wurde 2017 von der Essl Foundation in Österreich initiiert und dient seither als Dialogplattform zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Dem Event ging am 24. November 2025 eine Pressekonferenz in St. Pölten mit Landesrat Mag. Susanne Rosenkranz, Zero-Project-Initiator KR Martin Essl und Nationalratspräsident Dr. Walter Rosenkranz voraus. Dabei wurde der wirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Wert beruflicher Inklusion hervorgehoben. Während Behinderung in vielen Unternehmen weiterhin primär als Sozialthema wahrgenommen wird, setzt der Zero Project Unternehmensdialog gezielt auf praktische Lösungswege und zeigt, wie Inklusion in betrieblichen Prozessen systematisch und nachhaltig verankert werden kann.

KR Martin Essl hält fest: „Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen wurde von Österreich und mehr als 180 Ländern ratifiziert. Darin ist festgehalten, dass jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – die gleichen Möglichkeiten in der Gesellschaft haben muss. Die Ratifizierung verpflichtet jedes Land, dafür Sorge zu tragen, dass die Rahmenbedingungen für diese Zielsetzung vorhanden sind.“ Das Zero Project ist international anerkannt für seine Arbeit zur Stärkung der Rechte von Menschen mit Behinderungen und deren Inklusion am Arbeitsmarkt.

Arbeitsmarkt- und Standortstrategie

„Inklusion ist kein Randthema, sondern ein zentraler Baustein eines zukunftsfähigen Arbeitsmarktes“, betont Landesrat Mag. Susanne Rosenkranz: „Zero Project zeigt eindrucksvoll, wie viel Stärke in Vielfalt steckt. Unser Ziel in Niederösterreich ist es, dieses Potenzial nicht nur aufzuzeigen, sondern gezielt in Beschäftigung zu bringen. Hier leisten Betriebe, die Menschen mit Behinderungen einstellen, eine wichtige Arbeit, indem sie Vorbild für andere sind. Als Land Niederösterreich stehen wir klar an ihrer Seite“.

LH-Stellvertreter Udo Landbauer, MA, unterstreicht die Stoßrichtung des Landes:
„Wo Barrieren fallen, entstehen Chancen. Inklusion ist nicht nur ein Gewinn für betroffene Arbeitnehmer, sondern auch eine wirtschaftliche Chance und der einzig richtige Weg hin zu einem stabilen Arbeitsmarkt, der alle Talente fördert. In Niederösterreich zeigen zahlreiche engagierte Betriebe tagtäglich, wie bereichernd Inklusion für die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen ist.“

Arbeit als Menschenrecht, Chance und Unternehmensmotor

Keynote-Speaker Andreas Onea, Österreichs erfolgreichster Para-Schwimmer und langjähriger Unterstützer des Zero Project, machte die Bedeutung einer inklusiven Arbeitswelt mit eindrucksvoller Klarheit sichtbar: „Arbeit ist ein Menschenrecht. Es geht nicht darum, ob jemand eine Behinderung hat, sondern ob Strukturen fair und barrierefrei gestaltet sind. Wenn Zugänge passen, zeigen Menschen mit Behinderungen im Job die gleiche Leistung, Motivation und Innovationskraft wie alle anderen – oft ergänzt durch besondere Resilienz und Problemlösungskompetenz, die Teams und Unternehmen stärken.“ Mit seiner Keynote spannte Andreas Onea den Bogen zu jenen Betrieben, die im Arbeitsalltag beweisen, dass Inklusion Innovation fördert und die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen stärkt.

Best-Practice-Wirkung: Was Betriebe konkret leisten und gewinnen konnten

Bei der diesjährigen Veranstaltung standen drei Best-Practice-Beispiele im Fokus: Brantner Green Solutions, die Universität für Weiterbildung Krems sowie das Pflege- und Betreuungszentrum (PBZ) St. Pölten. Sie zeigten vor Ort und mit Videobeiträgen, wie Inklusion Produktivität, Kultur und Teamzusammenhalt verbessern kann.

Brantner Green Solutions zählt zu den führenden Unternehmen in der Abfallwirtschaft und wurde 2025 mit dem ALC Inklusionspreis (Austria’s Leading Companies) für sein Engagement im barrierefreien Recruiting und Aufbau inklusiver Teams ausgezeichnet. Im Unternehmen sind bereits neun Personen mit Behinderungen in zentralen operativen Bereichen tätig – darunter Disposition, Abfallmanagement, Administration und Recyclinglogistik. Das Unternehmen agiert als regionales Benchmark und inspiriert andere Betriebe, inklusives Recruiting auch in Logistik- und Prozessberufen zu etablieren.

An der Universität für Weiterbildung Krems genießt inklusive Beschäftigung im HR und Recruiting einen hohen strategischen Stellenwert: Der inklusive Zugang zu Talenten wurde durch ein strukturiertes meet-&-match Recruiting gemeinsam mit dem Key Account Manager des NEBA Betriebsservice NÖ, Maximilian Sabo-Brandl, BA, erweitert. Dadurch konnten drei Personen mit Behinderungen im Facility-Management erfolgreich integriert werden.

Das Pflege- und Betreuungszentrum (PBZ) St. Pölten beschäftigt mehrere Menschen mit Behinderungen in Alltagsberufen – darunter Küchenhilfe, Stationsassistenz und Hausarbeit. Besonders die Teamarbeit in Küche und Stationssupport zeigt, wie Inklusion die Betriebskultur stärkt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen sich nicht nur fachlich, sondern auch auf persönlicher Ebene motiviert ein. Die hohe Identifikation mit dem Arbeitsplatz, etwa symbolisiert durch kreative Logo-Initiativen im privaten Umfeld und ehrenamtliches Engagement, sind Beweis dafür, dass Inklusion hier weit über klassische Beschäftigung hinaus gelebt wird.

Umsetzungspartner MAG Menschen und Arbeit GmbH

Niederösterreich setzt in der Arbeitsmarktintegration auf einen gemeinnützigen, praxisorientierten Ansatz. Die MAG Menschen und Arbeit GmbH ist dabei ein zentraler Umsetzungspartner des Landes, etwa mit den Programmen 0>Handicap, 0>Handicap-Qualifizierung und Saisonstart. Durch diese werden Menschen mit Behinderungen beim Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt unterstützt. Die Organisation gestaltet Übergänge in den ersten Arbeitsmarkt über gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung, begleitet Unternehmen laufend fachlich und reduziert organisatorische Hürden.

Das Pilotprojekt Neuro.Match legt den Schwerpunkt auf neurodivergente Talente und macht die individuellen Stärken bei Personen aus dem Autismus-Spektrum oder Menschen mit AD(H)S, Legasthenie und Dyskalkulie sichtbar. Unternehmen profitieren von einer unkomplizierten Projektabwicklung, unverbindlichen Arbeitstrainings und klar strukturierter Beratung. Der Ansatz stößt auf hohe Resonanz bei Betroffenen und Betrieben. Der direkte Austausch im Unternehmen wird als Vorteil für nachhaltige Job-Einstiege beschrieben.

Förderzahlen unterstreichen nachhaltige Job-Wechsel

Die finanzielle Dimension untermauert die Wirksamkeit dieses Zugangs: 2025 flossen 2,6 Millionen Euro aus Landesmitteln in 0>Handicap und Saisonstart. Gemeinsam mit dem AMS NÖ und dem Sozialministeriumservice ergibt das ein Gesamtvolumen von 3,8 Millionen Euro zur Finanzierung von 167 Teilnahmeplätzen.

„Der Arbeitsmarkt braucht Vielfalt, um innovativ und zukunftsfähig zu bleiben. Nachhaltige Arbeitsmarktintegration gelingt, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen“, macht Karmen Frena, MBA, MA, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Niederösterreich, deutlich. „Mit Projekten wie 0>Handicap setzen wir gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern auf praxisnahe Lösungen, die Barrieren abbauen und Chancen eröffnen. So können Unternehmen Talente entdecken, die oft übersehen werden, und gleichzeitig Verantwortung übernehmen. Jeder gelungene Einstieg stärkt nicht nur die persönliche Perspektive, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.“

Der Leiter des Sozialministeriumservice in Niederösterreich, Mag. Günther Widy führt aus: „Das Sozialministeriumservice finanziert seit vielen Jahren Beratungs- und Unterstützungsangebote die von ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen, Menschen mit Behinderung und Unternehmen kostenlos in Anspruch genommen werden können. Die wichtigsten Angebote sind im Netzwerk Berufliche Assistenz, kurz NEBA, zusammengefasst. Als erste Anlaufstelle für Unternehmen zu allen Fragen zum Themenkreis Arbeit und Behinderung steht das NEBA Betriebsservice des Sozialministeriumservice zur Verfügung. Durch Veranstaltungen wie der heutigen können Unternehmen die NEBA-Angebote des Sozialministeriumservice besser kennenlernen und in weiterer Folge in Zusammenarbeit mit diesen wertvollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Zukunft finden – eine erfreuliche Win-Win-Situation.“

Die Resultate zeigen die Wirksamkeit des Ansatzes: 31 Menschen mit Behinderungen wechselten 2025 über die MAG Menschen und Arbeit GmbH in ein fixes Dienstverhältnis bei niederösterreichischen Unternehmen – ein nachhaltiger Effekt, der betriebliche Entscheidungen stärkt und Risiken reduziert. Geschäftsführer MMag. Robert Lagler erklärt, wie die MAG Menschen und Arbeit GmbH Unternehmen entlastet und Job Einstiege organisiert. „Wir schaffen klare Abläufe, bereiten Jobwechsel vor und begleiten sie. Das reduziert Risiken und stärkt Entscheidungen.“ Die MAG setzt dabei auf einfache Prozesse, Beratung und praxisnahe Unterstützung. „Wir schaffen Brücken über gemeinnützige Überlassung, Training und Begleitung. Inklusion funktioniert umso besser, wenn sie vorbereitet und betreut wird. Wir wollen Menschen mit Behinderungen eine Perspektive geben, da ein Job die wichtigste Grundlage für Wohlstand ist.“

Über die MAG Menschen und Arbeit GmbH

Die MAG Menschen und Arbeit GmbH mit Sitz in St. Pölten ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Landes Niederösterreich. Als gemeinnütziger Träger setzt sie Programme zur beruflichen Integration von Menschen mit Vermittlungshemmnissen um. Finanziert wird die MAG aus Mitteln des Landes Niederösterreich, des Arbeitsmarktservice Niederösterreich, des Sozialministeriumservice und des Europäischen Sozialfonds.